Nicht ganz überraschend
in diesem Zusammenhang, aber mein Name ist tatsächlich
Fauvel. Und ich
habe in den letzten Jahren viel Zeit investiert, um Informationen
über die
Herkunft und den Ursprung meiner Familie in Erfahrung zu bringen
– mit
zugegebenermaßen sehr bescheidenem Erfolg, was die männliche
Linie anbelangt.
Im wesentlichen entspricht mein Kenntnisstand nämlich immer noch jenem von Dr. Ernst Schärfe, meinem Großonkel. Er hat im Rahmen der Erforschung seiner eigenen Ursprünge die meisten Fakten zusammengetragen und dokumentiert, er hat Gespräche mit damals noch lebenden Verwandten geführt, um deren persönliche Erinnerungen bzw. deren überliefertes Wissen in Erfahrung zu bringen, er hat versucht, sich ein Bild von den verworrenen historischen Verhältnisse der damaligen Zeit zu machen, und er hat schließlich vor diesem Hintergrund seine Schlüsse gezogen und seine Theorien entwickelt.
Besonderer Dank gilt in diesem Zusammenhang aber auch dem mittlerweile leider verstorbenen Kirchenarchivar von St. Aegidien auf der Freiheit zu Osterode, Herrn Franz Schimpf, der einerseits kraft seines Amtes, andrerseits aber infolge seiner Fähigkeit, die Schriften in den offiziellen Kirchenbüchern zu entziffern, insbesondere aber dank seines unermüdlichen Einsatzes die entscheidenden Eintragungen hinsichtlich meiner Familie gefunden und zur Verfügung gestellt hat.
Mein Anliegen ist nun, das aktuelle Wissen über die Ursprünge meiner/unserer Vorfahren festzuhalten, um
· erstens eine Grundlage für eventuell später folgende Recherchen zu schaffen.
· zweitens mir/uns die Möglichkeit zu eröffnen, dass irgendein zufällig oder gezielt suchender Zeitgenosse auf diese Ausführungen stößt und vielleicht irgendwelche zweckdienlichen Informationen geben kann.
· drittens die Ergebnisse der Arbeit Dr. Schärfes und Herrn Schimpfs zu würdigen.
Der Name „Fauvel“
wird auf das französische Wort „fauve“
zurückgeführt, was soviel wie „jaune
foncé“ oder auf deutsch dunkelblond oder vielleicht
treffender rotblond heißen
soll. Interessanterweise gibt es aber auch eine Interpretation
des Namens
als Akronym.
Der Name Fauvel ist in zweierlei Hinsicht seit dem frühen Mittelalter anzutreffen,
·
zum einen als Name des Titelhelden des nach
ihm
benannten „Le
Roman de Fauvel“, einer
scharfzüngigen Satire auf das
damalige Establishment, die in der zweiten Dekade des 14-ten
Jahrhunderts von
verschiedenen königlichen Beamten - aus Sicherheitsgründen
anonym – auf
lateinisch sowie in verschiedenen französischen Dialekten verfasst
wurde.
Eine spätere Vertonung wird Philippe de Vitry nach einem Text von
Gervais du
Bois zugeschrieben.
Darüber hinaus gibt es eine neuzeitliche Vertonung von Rupert
Bawden, die am
30.4.1992 in München uraufgeführt wurde.
Im Mittelpunkt dieses monumentalen Versepos, das oft als Höhepunkt gotischer Dichtkunst angesehen wird, steht die Geschichte vom Esel Fauvel, die Geschichte seines Aufstiegs aus tiefster Erniedrigung zur Weltherrschaft.
· zum anderen aber durch die realen Träger dieses Namens. In den Archiven des Family History Centers stammen die ersten Eintragungen von Fauvels in Frankreich und auf den Kanalinseln aus der ersten Hälfte des 16-ten Jahrhunderts, konkret ab 1560, und zwar in
o Dieppe/Normandie
o St. Jean/Mortagne/Perche
o Caen/Calvados
o St. Come-du-Mont/Carentan/Manche
o Le Gouray und Saint-Vran/Côtes-Du-Nord
o Grouville, St.Clement und St.Marie/Jersey/Kanalinseln
Gemäß den Forschungen von Dr. John Fauvel, einem englischen Mathematiker, hält den aktuellen Rekord allerdings ein gewisser Willielmus Fauvell, der 1297 auf einer Liste örtlicher Gutsbesitzer erscheint, die zu einer Parade/Musterung in Nottingham geladen wurden.
In den Niederlanden, konkret in s’Gravenhage („der Haag des Grafen“) oder auf französisch La Haye (oder auf deutsch Den Haag), taucht der Name gemäß den Aufzeichnungen der Wallonischen Bibliothek Ende des 17-ten Jahrhunderts auf, ist heute aber offensichtlich dort nicht mehr vertreten.
Seit dem 18-ten Jahrhundert findet sich der Name auch in Deutschland, Kanada, USA, selbst in Neuseeland und Australien. In meinem, sogenannten Fauvel-Buch, Jahrgang 1997 (einem Buch, das man für praktisch jeden Namen erstellen lassen kann) finden sich Namen und Adressen von ungefähr 1900 Fauvels, davon 1735 in Frankreich, 26 in England, 38 in USA, 89 in Kanada, 16 in Australien und 4 in Neu-Seeland. Die Zahl der tatsächlichen Namensträger ist natürlich weit größer.
Bemerkenswerterweise finden sich sowohl in den Archiven, wie in den Telephonbüchern, wie im Internet kaum Hinweise auf Menschen mit ähnlichen Namen wie Fauwel(le), Fouvel(le), Vauwel(le), Vouvel(le) etc. - ein Indiz für die Richtigkeit und Eindeutigkeit der heutigen Schreibweise.
In Deutschland sind
zwei Namens-Linien bekannt :
· Die erste Fauvel-Linie, welcher auch der Verfasser angehört, beginnt nachweislich mit der Hochzeit am 1.1.1806 in St. Aegidien auf der Freiheit zu Osterode im Harz zwischen
Johann Matthias
Vauwell und
Johanne Sophie Catherine Bernak
Die Familiennamen wurden in den späteren Urkunden üblicherweise als Bernack und Fauvel geschrieben – mit einer Ausnahme. Am 6.10.1829 hat nämlich ein Zeugmacher Johann Baptist Fouvel ein Haus auf der Freiheit erworben, das er offensichtlich zumindest bis 1834 bewohnt hat. Dr. Schärfe hat in Betracht gezogen, dass es sich hierbei um unseren J.M.F. handeln könnte, meines Erachtens handeln müsste.
Nun, mit dieser Hochzeitsurkunde beginnt zum einen die belegbare Geschichte meiner Familie, zum anderen enden hiermit alle Nachforschungen hinsichtlich unserer weiteren Herkunft, andrerseits aber ist sie Ausgangspunkt für beliebig viele Spekulationen und Theorien.
· Die zweite Fauvel-Linie beginnt mit
Johann Anton F., Accise Inspektor in Züllichau (heute in Polen)
führt über
Ernst Emanuel Benjamin F., Kompanie-Chirurg in Moorburg / Hamburg, geb. 1773 in Züllichau, gest. 7.5.1815 in Varel
und
Carl Hermann F., Buchdrucker und Verleger in Vechta, insbesondere Gründer der Oldenburgische Zeitung, geb. 7.10.1804 in Moorburg, gest. 1.8.1876 in Vechta
schließlich auf
Enno Friedrich F., geb. 10.9.1851 in Vechta, gest. 1924 in Altona / Hamburg
und ist in männlicher Linie mit diesem offenbar erloschen.
Der einzige
konkrete Ansatzpunkt war bislang und ist leider immer noch die Beurkundung
der Hochzeit des Johann Matthias
Vauwell (J.M.F.) mit Johanne Sophie Catherine Bernack (J.S.B.).Es sind
zwei Eintragungen
in das Kirchenbuch von St. Aegidien auf der Freiheit zu Osterode im
Harz
bekannt. Dabei ist anzunehmen, dass es sich bei Version A um das
Original
und bei Version B um eine Abschrift handelt, da Version A erheblich
schlechter
zu lesen und nicht flüssig d.h. nicht einheitlich (siehe Ortsname
!)
geschrieben ist. Mit einer Abschrift beauftragt man aber in der
Regel
jemanden, der über eine deutliche(re) Schrift verfügt.
Der Text der Eintragungen ist nach üblicher Leseart folgendermaßen zu verstehen :
Das 1806-te Jahr nach Christi Geburt :
·
Johann Matthias Vauwell, Handarbeiter
hierselbst,
weyland Meister Peter Vauwell, Mühlenmeister zu XXX in den
Niederlanden,
nachgelassener ehelicher einziger Sohn, ist nach Abmarsch der
Frantzosen hier
geblieben
·
Jungfrau Johanne Sophie Bernak, Ludewig
Bernak,
Waldarbeiter hierselbst, älteste Tochter
Nun, auf den ersten Blick scheinen damit alle Fakten klar zu sein. Aus genealogischer Sicht jedoch wüssten wir gerne auch den Geburtstag von J.M.F. Um diese Frage zu klären, wäre die Kenntnis des vermeintlichen Geburtsortes vermutlich sehr hilfreich; der genannte Ort konnte aber bis heute weder eindeutig entziffert, geschweige denn gefunden werden. Insofern hat sich diese Urkunde bislang als Sackgasse erwiesen. Nebenbei, auch bezüglich seines Todes tappen wir absolut im Dunkeln.
An diesen Urkunden setzten natürlich die Spekulationen an. So stellten sich eine Reihe bislang ungeklärter Fragen :
· Hieß unser Ahn „Vauwell“ oder handelt es sich dabei um einen Schreibfehler ?
· Hieß unser Ahn tatsächlich Johann Matthias, hieß sein Vater tatsächlich Peter, oder stellen diese Vornamen oberflächliche oder fälschliche Übersetzungen z.B. von Jean Matthieu dar ?
· Ist J.M.F. selbst in diesem Ort XYZ geboren oder war nur sein Vater dort Mühlenmeister ?
· War Peter wirklich „in den Niederlanden“ Mühlenmeister ?
· Falls ja, wo eigentlich lagen die Niederlande zur damaligen Zeit ?
· Aus welchem Grund hat die Hochzeit ausgerechnet an einem 1. Januar stattgefunden ?
Wenn also jemand eine Idee bezüglich des Ortsnamens hätte, wenn jemand einen Vorschlag machen könnte, der weitere Recherchen erlauben würde, so wäre dies äußerst zweckdienlich !!!
Gemäß den
Erinnerungen
der ältesten Schwester meines Vaters, war J.M.F. ursprünglich
Seemann gewesen
und zwei Jahre von den Engländern (vermutlich wegen Schmuggels)
arretiert
worden. Anschließend sei er zum Militärdienst gepresst
worden.
Unter einem General „Murreau“ sei er in die Gegend um Osterode gekommen und desertiert, habe sich (zusammen mit einem Kameraden) im Wald versteckt, wo er von seiner späteren Frau versorgt worden war.
Zu betonen ist in diesem Zusammenhang, dass auch meine Tante nicht französisch sprach, somit sich nicht über die phonemischen Konsequenzen der Schreibweise und umgekehrt der graphemischen Konsequenzen der französischen Aussprache im Klaren war.
Der Name bzw. die Schreibweise „Murreau“ ist somit wenig belastbar. Vor dem historischen und phonetischen Hintergrund wären die Generäle Moreau und Mortier, insbesondere aber auch Marschall Murat interessante Kandidaten.
Die einzigen
Hinweise auf die Existenz von Fauvels in den Niederlanden finden sich
im Archiv
der Wallonischen
Bibliothek, wo eine Reihe von Fauvels
registriert
ist. Und solange keine anderweitigen Hinweise auf Fauvels in den
Niederlanden gefunden werden, müssen wir davon ausgehen, dass es
sich bei dem
fraglichen Ort in der Hochzeitsurkunde um La Haye handelt, der infolge
eines
Hör- und/oder Schreibfehlers zur Unleserlichkeit verstümmelt
wurde.
Die Interpretation der Aufzeichnungen, allesamt Abschriften, erweist sich jedoch etwas problematisch :
· Zum ersten sind die Eintragungen bzw. deren Abschriften vorwiegend in holländisch, teilweise aber auch in französisch, teilweise sogar in deutsch abgefasst.
· Zur weiteren Verwirrung wird teilweise von einem Ort s’Gravenhage, teilweise aber auch von La Haye geschrieben. Dass es sich im Prinzip in beiden Fällen um das heutige Den Haag handelt ist zwar klar, nicht aber der politische Hintergrund für die damalige Unterscheidung.
· Darüber hinaus finden sich Eintragungen für Taufen, aber auch solche für den Eintritt in die jeweilige Kirche. Letztere könnten also auch erhebliche Zeit nach der Geburt vorgenommen worden sein, z.B. im Zusammenhang mit einer Hochzeit.
· Außerdem sind Vermerke über Hochzeiten aufgezeichnet, aber auch solche, die als „Bestellung des Aufgebots“ verstanden werden müssen.
· Schließlich konnte man sich offensichtlich auch das Recht, dort begraben zu werden, zusichern lassen. Ob eine solche Eintragung mit dem Tod der genannten Person gleichzusetzen ist, bleibt fraglich.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass in den Büchern der Wallonischen Bibliothek eine Reihe von Fauvels urkundlich erwähnt ist. Die eine Hälfte lässt sich familienmäßig zuordnen, die andere aber scheint völlig isoliert zu sein. Der Grund mag darin liegen,
· dass diverse Fauvels ursprünglich eben nicht Mitglieder der Wallonischen Kirche waren, so dass Geburten und Hochzeiten in deren Büchern nicht registriert wurden oder,
· dass einzelne Fauvels oder ganze Familien komplett in die Niederlande eingewandert sind, so dass die relevanten Geburten also anderswo erfolgt sind.
· dass Fauvels mehrfach und beim zweiten Mal eben mit ihrem aktuellen, also holländischen Rufnamen geheiratet haben
Auf alle Fälle finden sich in den
Niederlanden bislang keine
überzeugenden Hinweise auf unseren J.M.F.
Unter allen in der Wallonischen Bibliothek
registrierten
Fauvels ist der einzige Kandidat hierfür ein Johanne Baptiste
Fauvel.
Dieser tritt im Jahr 1802 jedoch lediglich als Vater in Erscheinung,
ist also
eventuell (mit seinen Eltern) zugewandert oder entspringt einer
weiteren, nicht
offizialisierten Verbindung seines Vaters. Jedenfalls sind
derzeit
keinerlei Informationen über seine Abstammung verfügbar.
Laut Frau Glatiny-Versteegh, einer beruflichen Genealogin in den
Niederlanden,
die ich mit Recherchen vor Ort beauftragt habe, ist die Eintragung
überraschenderweise jedoch dahingehen zu verstehen, dass nicht
sein Kind,
sondern er selbst getauft wurde (was aber angesichts der sonstigen
Systematik
der Aufzeichnungen nicht nachzuvollziehen ist).
Falls es sich bei Johanne Baptiste jedoch um unseren J.M.F. handeln sollte, dann läge eine Erklärung nahe, warum er zwischen 1814 und 1848 in Osterode und nach 1849 in Dresden nicht mehr urkundlich in Erscheinung trat : er könnte schlichtweg zu seiner niederländischen Familie zurückgekehrt und dort auch gestorben sein.
· Bedenkt man insbesondere die vermeintliche Häufung von Todesfällen im Jahr 1813, die auf ein epidemischer Ereignis hindeuten, dem erstens ein Teil seiner Verwandtschaft, insbesondere aber auch z.B. die Pflegeeltern seines Kindes aus seiner ersten Beziehung zum Opfer gefallen sein könnten, so ist eine Rückkehr zur Unterstützung der Familie naheliegend und nachvollziehbar.
· Vor diesem Hintergrund würde sich sogar eine Vermutung hinsichtlich seines Verbleibs nach dem Tod seiner Frau aufdrängen. Nach so langer Abwesenheit von seiner deutschen Familie hat sich vermutlich niemand gefunden, der ihn im Alter aufgenommen hätte.
In dieser Periode wurde aber (zumindest von mir) noch nicht nach Indizien für J.M.F in den Niederlanden gesucht, weder nach Todesfällen weiterer Familienangehöriger um 1813/1814, noch nach einem eventuellen Todesfall eines J.M.F. nach 1849.
Somit ist die Situation unverändert, wir
wissen nichts
konkretes weder über die Herkunft unseres J.M.F., noch über
dessen Verbleib.
Angesicht der
Schreibweise und Aussprache, angesichts all der Eintragungen in den
offiziellen
Geburts-, Hochzeits- und Sterberegister ist es naheliegend, den
Ursprung der
Fauvels in Frankreich, insbesondere in der Normandie zu vermuten.
Mit ein wenig Phantasie ist sogar eine Abstammung von den Normannen zu konstruieren. Einer ihrer wichtigsten Anführer, Erik de Raude (Erich der Rote – man beachte die Lautverschiebung !) ist vermutlich ebenfalls nach seiner Haarfarbe benannt.
Dennoch ist kein direkter Zusammenhang mit den niederländischen oder gar den deutschen Fauvels herzustellen. Insbesondere ist der gesuchte Ort auch nicht in Frankreich zu finden, obwohl Lessay im Herzen der Normandie ein interessanter und vielversprechender Kandidat wäre – wenn es nicht auch unzählige La Haye(s) gäbe.
In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass die Ortsfindung insbesondere deshalb Probleme bereitet, weil uns die Zuordnung der historischen Landschaften und der neuzeitlichen Departements schwer fällt.
Ähnlich viele
Fauvels waren auf den Kanalinseln beheimatet, weshalb auch ein dortiger
Ursprung durchaus wahrscheinlich ist, insbesondere als auch die
Geschichte der
Kanalinseln wesentlich von den Normannen bestimmt wurde. Von dort
stammen
alle australischen und neuseeländischen, vielleicht auch die
englischen Fauvels.
Umgekehrt könnten die Fauvels ursprünglich aber auch aus England stammen bzw. sogar mit den Normannen dorthin gelangt sein und später über die Kanalinseln nach Frankreich eingewandert sein.
In jedem Fall waren die Kanalinseln das Refugium der Wahl für alle seefahrerisch veranlagten Menschen, die von dort jederzeit nach Frankreich und England gelangen, stets aber auch in die übrige Welt ausweichen konnten.
Als interessante
Randnotiz sei erwähnt, dass die meisten kanadischen Fauvels, die
in den
Archiven des Family History Centers zu finden sind, in der Form
„Bigras dit
Fauvel“ oder „Bigras Fauvel dit“ erwähnt
werden. Vermutlich gehen alle
diese Fauvels auf Pierre Fauvel zurück, der zwar um 1609 in Dieppe
geboren
wurde, der sich aber offensichtlich nach La Rochelle, einer der
wichtigsten und
letzten hugenottischen Bastionen zurückgezogen hat.
Vermeintlich vier
Söhne sind bekannt, nämlich
· Mathurine F., geboren 1630 in La Rochelle, Hochzeit am 19.10.1660 in La Rochelle mit Cathérine Parenteau
· Pierre F., geboren etwa 1649 in Dieppe, Hochzeit am 6.10.1671 in Quebec, gestorben am 14.5.1699 in Quebec
· Antoine F., Hochzeit um den 5.9.1671 in Quebec mit Marie Parenteau
· Francois F., geboren am 8.9.1665 in La Rochelle
Die Abkömmlinge der Verbindungen zwischen den Familien Fauvel und Parenteau bilden offenbar den Ursprung aller kanadischer Familienmitglieder.
Die Namensergänzung „Bigras“, die bereits in La Rochelle verschiedentlich im Namen auftritt, wird üblicherweise als „Sammler von Waldhonig“ übersetzt bzw. interpretiert. Eine andere, auf eine Quellensuche seitens des Münchner Institut Francais zurückgehende Information besagt jedoch, dass „bigras“ mit „abtrünnig, häretisch“ gleichzusetzen sei. Demzufolge waren diese Fauvels schlichtweg „geächtet“, hätten also ihre Rechte, insbesondere ihr Recht auf einen eigenen Namen verloren. Sie wären also „Bigras“ und wurden nur noch „Fauvel“ genannt („dit“ auf französisch = „genannt“ auf deutsch)!
Nebenbei, diese Handhabung des Familiennamens ist natürlich nicht auf die Fauvels beschränkt. Vielmehr ist eine Reihe weiterer Menschen vermutlich französischer Abstammung mit dem Zusatz „dit“ in den Archiven erwähnt, natürlich mit anderen ursprünglichen Familiennamen.
Den historischen
Hintergrund zu erläutern, ist wahrlich schwierig, insbesondere
für einen
geschichtlich nicht besonders bewanderten Menschen wie mich.
Darüber sind
über diese Thematik bereits unzählige Bücher geschrieben
worden und werden
sicherlich noch geschrieben. Nichtsdestotrotz der Versuch einer
kurzen
Einführung.
Die Fauvels haben sich offensichtlich ursprünglich in der Normandie entwickelt d.h. wurden dort aufgrund ihrer Haarfarbe dementsprechend genannt. Die ersten urkundlichen Erwähnungen liegen in Caen ab dem Jahr 1563 vor. In den folgenden Jahren haben sie sich ausgebreitet, unter anderem in die Picardie, einer Region mit Puffercharakter zwischen Frankreich und Flandern bzw. später zwischen Frankreich und Burgund, letztlich auch in Gegenden, die bereits damals oder erst später „Die Niederlande“ genannt wurden, in Gegenden, die von den „Niederländern“ bewohnt waren. Die wechselvolle Geschichte Burgunds, deren Verbindungen zu bzw. partielle Separation von Frankreich sind z.B. im Großen Brockhaus zusammengefasst. Auch Dr. Schärfe hat einen interessanten Auszug aus der Geschichte der Niederlande verfasst.
Von entscheidender Bedeutung ist dabei, dass Burgund schließlich an das katholische Habsburg fiel.
Nun ist es - um
konkreter zu werden - Geschichte, dass, viele Franzosen, die
sogenannten Hugenotten, aufgrund ihrer
glaubensbedingten
Verfolgung in Frankreich ins benachbarte Ausland flüchteten.
· Weniger bekannt ist, dass nur die Adeligen (also nicht produktive Menschen) aus Frankreich vertrieben wurden, während es dem gemeinen Volk (also den produktiven Menschen) unter Androhung der Todesstrafe verboten war, das Land zu verlassen. Die wohlhabenden und einflussreichen Franzosen haben das Land aber kaum ohne ihr Personal verlassen. Mit anderen Worten, eine große Zahl von Franzosen, Adelige und Gemeine, hat aufgrund der französischern Politik das Land verlassen und in der Fremde persönliches Glück und wirtschaftlichen Erfolg gesucht, vielfach auch gefunden.
·
Umgekehrt hat das benachbarte Ausland u.a.
die
Nordprovinzen von Burgund (im Wesentlichen der heutige Staat
„Niederlande“)
geradezu um den Zulauf derartiger, vermeintlicher
Religions-Flüchtlinge sprich
um Gastarbeiter geworben, indem man diesen diverse Vergünstigungen
wie
steuerliche Vorteile, Darlehen, Grundstücke, etc. versprach.
Diese Politik resultierte natürlich nicht aus reiner
Nächstenliebe. Das
ehemalige Flandern war wirtschaftlich außerordentlich
erfolgreich,
einflussreich und finanzstark, es hatte sich in Konkurrenz zu den
benachbarten
Engländer eine Machtposition geschaffen, u.a. eine Kolonie Batavia
installiert. Diese Machtposition wollten die Niederländer
natürlich nicht
verlieren, im Gegenteil nach Möglichkeit ausbauen.
Angesichts der großen
personellen Verluste im Verlauf des 30-jährigen Krieges, waren
jedwede Zugänge
an intelligenten, kreativen und ausgebildeten Menschen erwünscht
– zum Vorteil
der verfolgten französischen Nachbarn und deren Begleitung.
Und wie bis heute zu beobachten, hatten gebildete Menschen wie diese Niederländer keine Probleme mit anders sprechenden, anders denkenden, anders glaubenden Menschen – im Gegenteil, sie waren willkommen als Diskussionspartner, als Initiatoren neuartiger Überlegungen, als Keimzellen des Fortschritts.
Um noch konkreter
zu werden, Burgund bestand zur relevanten Zeit aus 17 Provinzen und war
infolge
der Zugehörigkeit zu Habsburg offiziell katholisch.
· Die nördlichen, im Handel wie gesagt besonders aktiven und erfolgreichen, andrerseits entsprechend gebildeten und deshalb auch liberalen, insbesondere religionsfreien Provinzen litten unter der restriktiven, vor allem ausbeuterischen Politik der herrschenden Habsburger, erhoben sich gegen deren Macht und trennten sich letztlich von deren Einfluss. Aus diesen nördlichen Provinzen entstand später der Staat „Die Niederlande“.
· Der Rest des ursprünglichen Burgunds verblieb den Habsburgern, war nun einheitlich katholisch und wurde primär „Spanische Niederlande“, danach „Österreichische Niederlande“ genannt. Später entwickelte sich daraus der Staat „Belgien“.
In diesem Umfeld etablierten sich in den
Nordprovinzen die
ersten Wallonischen
Kirchen-Gemeinden. Um das
Jahr 1570 gab es bereits 300 bis 400 Orte in den Niederlanden mit einem
protestantischen Kern von ungefähr 800 französischen
Familien.
Warum sich diese Kirchen so nannten bzw. genannt wurden, entzieht sich
meinem
Wissen (wir assoziieren den Begriff „Wallonen“ heute ja mit
dem französisch
sprechenden Volksteil Belgiens).Ich könnte mir vorstellen, dass
die französisch
sprechenden Menschen in den Nordprovinzen damals schlichtweg Wallonen
genannt
wurden.
Auf alle Fälle erwiesen sich die Nordprovinzen
Burgunds, die
späteren Niederlande, als Rückzugsgebiet und Zufluchtsort
für unzählige,
politisch wie religionsbedingt verfolgte Franzosen. Die
Niederlande haben
dankenswerterweise mit am meisten sog. Hugenotten aufgenommen.
Vermutlich
auch meine/unsere Vorfahren !
Besonders bemerkenswert in diesem Zusammenhang erscheint der Umstand,
dass eben
nur in einer der wallonischen Gemeinden Fauvels registriert sind, so
dass
anzunehmen ist, dass es sich hierbei allesamt um die Mitglieder einer
Familie
handelt.
Nebenbei bemerkt, eine dieser Provinzen in der südlichen Picardie war nach dem Grafen Vermandois benannt, der im 12-ten Jahrhundert maßgeblich die Geschicke und Geschichte der Normannen in Frankreich mitbestimmt hat. Folglich ist es nicht verwunderlich, wenn familiäre Beziehungen zwischen Frankreich und England entstanden wären. Nun, sinnigerweise hieß der Vater des bereits erwähnten Dr. John Fauvel Geoffrey Charles de Vermadois...
Nun aber zur jüngeren
Geschichte. Laut den umfangreichen Recherchen von Dr.
Schärfe befand sich
ein Heer von 16000 Mann aus Engländern und Hannoveranern (der
Kurfürst von
Hannover war in Personalunion König von England, beide Länder
lagen im Krieg
mit Frankreich) zwischen 1781 und 1787 in den Niederlanden bzw. war
dort auch
in Kämpfe verwickelt. Die Hannoverschen Truppen kehrten 1795
in die
Heimat zurück. Später, im Jahr 1803, kamen
französische Truppen in die
Gegend von Osterode, u.a. die 95-te Halbbrigade unter General
Werlé (Mortier),
die dann Ende 1805 als 95-te Brigade unter General Bernadotte nach
Böhmen
aufbrach (und später in die Schlacht von Jena/Auerstädt
verwickelt war).
In der Chronik der Stadt Osterode (sh. Zusammenstellung) sind diese Ereignisse vor dem Hintergrund der lokalen Verhältnisse eindrucksvoll beschrieben.
Anhand seiner
detaillierten Recherchen, seiner Betrachtungen der historischen
Hintergründe
sowie seiner jahrelangen Beschäftigung mit dieser Thematik ist Dr.
Schärfe zu
folgender Vorstellung der Familiengeschichte unseres Zweigs der Fauvels
in
Deutschland gelangt :
· Bereits bei der Geburt des ersten Kindes nennt bzw. schreibt sich Johann Matthias „Fauvel“. Daraus kann geschlossen werden, dass die seinerzeitige Schreibweise anlässlich der Hochzeit falsch war.
· Den ominösen Ort ließt Dr. Schärfe als „Larßive“. Einen Ort dieses Namens aber hat auch er bislang nicht eindeutig finden können. Aufgrund seiner Erfahrungen bezüglich der Veränderungen in der Schreibweise seines eigenen Namens hält er jedoch ein „Lessive“ im heutigen Belgien, also in den damaligen spanischen bzw. österreichischen Niederlanden für den Ort, in dem J.M.F. geboren wurde.
· Dr. Schärfe geht weiterhin davon aus, dass J.M.F. nach seiner Freilassung aus englischer Haft von den Franzosen zum Militärdienst gezwungen wurde und mit diesen nach Osterode gekommen ist.
Konsequenterweise hat Dr. Schärfe die Truppenbewegungen in und um Osterode in der fraglichen Zeit eruiert und ist zu dem Ergebnis gelangt, dass J.M.F. Mitglied der 95.ten Halbbrigade gewesen und folglich von dieser desertiert sein muss.
· Einzelne Truppenteile waren auch in Osterode untergebracht, auch auf der Freiheit, wo die Bernacks lebten, so dass es denkbar ist, dass J.M.F. seine spätere Frau in diesem Zusammenhang kennen gelernt hat. Vielleicht war er ja sogar im Haus der Bernacks einquartiert, so dass ein näheres Kennenlernen der beiden recht naheliegend wäre.
· Bemerkenswerterweise ist J.M.F. nach der Geburt seines dritten Kindes erst wieder 1848 anlässlich der Taufe seines Enkels Johann Ernst Hermann F. urkundlich erwähnt.
Das Fehlen irgendwelcher Lebenszeichen zwischen 1814 und 1848 regte Dr. Schärfe zu der Idee an, er könnte sich nochmals in militärische Dienste begeben haben, die ihn einerseits wieder nach Frankreich, andrerseits aber auch in die Schlacht von Waterloo geführt hätten, von der er reichlich verspätet zurückgekehrt sei.
· Abschließend sei erwähnt, dass J.S.B. am10.01.1849 in Osterode gestorben ist. Im Totenschein sind dabei keinerlei Hinweise - wie etwa ein Zusatz „weyland J.M.F. Ehefrau“ - enthalten, so dass anzunehmen ist, dass J.M.F. zum damaligen Zeitpunkt noch lebte (oder sein Aufenthaltsort zumindest nicht bekannt war)
Auf seinen Verbleib konnten jedoch bis heute keinerlei Hinweise gefunden werden. Insbesondere ist nicht bekannt, wann und wo J.M.F. gestorben ist. Wenn also jemand weiterhelfen kann ...
Nun, so überzeugend diese Erklärungen auch
sein mögen, so
überzeugt Dr. Schärfe auch von seiner Interpretation ist, sie
birgt dennoch
zwei entscheidende Probleme in sich :
·
Anfragen bei diversen Archiven (v.
Stollberg-Roßla, Staatsarchiv in
Namur) haben seine Vermutung
nicht bestätigt : Fauvels sind in Lessive und Umgebung nicht
registriert.
Darüber hinaus gab es in dieser Gegend, wie vor dem historischen
Hintergrund
eigentlich nicht anders zu erwarten, überhaupt keine Protestanten,
auch nicht
in den benachbarten Orten „Lesve“ und
„Lessines“ - eventuell abgesehen von
Privilegierten wie u.U. Müllern.
·
Das Militärarchiv
in Vincennes
konnte nicht bestätigen, dass J.M.F. überhaupt Mitglied der
besagten Einheiten
des französischen Heeres war.
Es sind zwar zwei Jean Fauvels um das Jahr 1775 in der 94-ten und
95-ten
Halbbrigade registriert, der eine ist sogar desertiert – eine
Verbindung in die
Niederlande oder zu unserer Familie ist jedoch absolut hypothetisch.
Natürlich ist mit
diesen Auskünften nicht bewiesen, dass Dr. Schärfes
Interpretation der Fakten
falsch sein muss. So sind die folgenden Überlegungen durchaus
statthaft :
· Der Umstand, dass keine Registrierung (mehr) vorliegt, darf nicht voreilig falsch interpretiert werden. Eine Registrierung fand ja bestenfalls anlässlich einer Hochzeit oder einer Taufe statt. Wenn also kein derartiger Anlass vorlag, so gab es auch keine Eintragung in irgendwelche Bücher.
· Vielleicht war J.M.F. oder sein Vater ja auch katholisch ? Auszuschließen ist diese Möglichkeit jedenfalls nicht.
· Zudem verbleibt die Möglichkeit, dass die militärische Buchführung in der Napoleonischen Armee doch nicht so korrekt war, wie allgemein angenommen wird. Vielleicht wurden zwangsweise rekrutierte Soldaten überhaupt nicht erfasst. Auch ist denkbar, dass er Mitglied eines ausländischen Truppenteils war, in dem vielleicht auch keine Aufzeichnungen üblich waren.
Eine Frage jedoch bleibt bestehen : Wie kommen sich ein feindlicher französischer Besatzungssoldat und ein in hannoveranischer Tradition erzogenes Mädchen einander näher, so nahe, dass sie sogar heiraten – ohne „zwingenden“ Grund ? Natürlich soll das schon vorgekommen sein, sogar öfter. Aber ist dies eine ausreichende Erklärung ?
Natürlich sollte
man zuerst davon ausgehen, dass die Angaben in den diversen Urkunden
sowie die
Überlieferungen innerhalb der Familie zutreffen d.h. der
Realität
entsprechen. Im Bemühen, aus einzelnen Mosaiksteinen ein
Gesamtbild zu
schaffen, besteht jedoch naturgemäß die Gefahr, Fakten
falsch zu interpretieren
und einige Aspekte unter den Tisch zu kehren, andere unbewusst
hinzuzufügen, um
eine einmal entwickelte Vorstellung zu untermauern.
Führt aber diese Grundhaltung zu keinem Erfolg, werden diese Vorstellungen zumindest teilweise widerlegt, so muss nach potentiellen Irrtümern, nach eventuellen Schreibfehlern und Missverständnissen, nach unterschwelligen Annahmen gesucht werden, dann muss es erlaubt sein bzw. ist es absolut legitim, auch andere Erklärungen in Betracht zu ziehen.
Im Folgenden seien
einige Ansatzpunkte für derartige Fehlinterpretationen genannt :
· Erstens ist die Leseart des Ortes fragwürdig. Meines Erachtens kann der Ort z.B. ebenso als „Lachines“ oder „Lessay“ oder „La Haye“ interpretiert werden; ersterer liegt in Kanada, der zweite im Kerngebiet der Normandie, der dritte, das heutige Den Haag, in den Niederlanden.
Zufälligerweise ist in den Büchern der Wallonischen Bibliothek ein Pieter F., Hochzeit am 14.04.1754 in s’Gravenhage mit Maria de la Roche, registriert, der als Vater unseres J.M.F. in Frage käme. Zufällig ist auch ein Johanna Baptiste F. registriert, der mit unserem J.M.F. identisch sein könnte.
Interessanterweise hatte dieser Johanna Baptiste F. ein Kind, das am 15.06.1802 geboren wurde. Sofern es sich also dabei um unseren J.M.F. handeln sollte,
o so hätte er bereits Familie gehabt, als er nach Osterode kam
o so hätte er hinreichenden Grund gehabt, zwischenzeitlich sowie nach dem Tod seiner hypothetischen zweiten, der deutschen Ehefrau wieder in die Niederlande zurückzukehren,
o so wäre es nur allzu verständlich, dass man diese Umstände in unserer Familie nicht wusste bzw. nicht öffentlich machte.
Erwähnenswert in diesem Zusammenhang ist eine Eintragung in Osterode, der zufolge ein Johann Baptist Fouvel am 6.10.1829 als Zeugmacher ein Haus auf der Freiheit erworben hat, das er offensichtlich zumindest bis 1834 bewohnt hat. Bereits Dr. Schärfe hat in Betracht gezogen, dass es sich hierbei um unseren J.M.F. gehandelt hat.
· Zweitens ist nicht überliefert, ob J.M.F. zum Dienst in der französischen oder der englischen Armee gezwungen wurde.
Wenn J.M.F. tatsächlich Schmuggler war, und wenn er auf diese Weise gegen die Interessen der Engländer verstoßen hätte, so dass diese ihn deshalb arretiert hätten, so hätte er Frankreich ja unterstützt. Aus französischer Sicht hätte er sich also offensichtlich nichts zu Schulden kommen lassen ! Es stellt sich somit die Frage, welches Druckmittel die Franzosen hätten anwenden können bzw. welches Druckmittel sie angewendet haben, um J.M.F. – wie von Dr. Schärfe vorausgesetzt - in die französische Armee zu zwingen.
Deshalb drängt sich die alternative Erklärung auf, dass J.M.F. im (Gegen-)Zuge seiner Freilassung aus englischer Haft von den Engländern zum Dienst in der englischen Armee gezwungen wurde. Auf diese Weise könnte er zuerst in die Niederlande gelangt sein, könnte sich dort von seiner Truppe entfernt haben, um sich anschließend mit den befreundeten Hannoverschen Truppen nach Osterode, also in das eigene, erweiterte Hinterland, in eine zudem vertragsgemäß neutrale Zone zu begeben, wo er bei den Bernacks (der Großvater von J.S.B. war ein hochrangiger Soldat in Hannoverschen Diensten gewesen) Unterschlupf und Auskommen gefunden hat.
Von Bedeutung wäre in diesem Zusammenhang, dass er als „Mitarbeiter“ viel eher Gelegenheit hatte, mit der Familie Bernack, insbesondere der kleinen Sophie, vertraut zu werden.
Dass er später, noch dazu als ehemaliger englischer Soldat keinen Wert darauf legte, den französischen Truppen in die Hände zu fallen, läge auf der Hand. Dass er sich deshalb versteckt hat und von der kleinen Sophie, zu der er ja mittlerweile eine gewisse Beziehung aufgebaut hatte, versorgt wurde, ist dann nicht mehr so verwunderlich.
· Weder aus der Hochzeitsurkunde, noch aus den Familienüberlieferungen geht hervor, dass J.M.F. mit französischen Truppen nach Osterode gekommen, noch dass er dort desertiert ist.
Alternativ ist deshalb auch denkbar, dass er bereits früher z.B. unter dem General Moreau oder dem Marschall Murat nach Deutschland gelangt ist, im Verlauf dieser Feldzüge an einem ganz anderen Ort desertiert ist, sich zufällig oder gezielt (siehe oben) nach der Freiheit/Osterode durchgeschlagen hat, bei den Bernacks zuerst Arbeit und Logis, dann seine vermeintlich große Liebe gefunden hat, sich beim Einmarsch der Franzosen Ende 1803 vorsichtshalber versteckt hat, in der Folgezeit von J.S.B. versorgt wurde und diese schließlich nach Abzug der Franzosen geheiratet hat. Ob aus Liebe oder um der Ehre des Mädchens willen bleibt dahingestellt.
· Die meines Erachtens in vielerlei Hinsicht entscheidende Frage und deshalb wichtigste Frage lautet, ob unser Urahn überhaupt deutsch, ob unsere Urahnin vielleicht französisch gesprochen haben. Ebenso fraglich ist der Bildungsstand des Küsters , der die persönlichen Angaben abgefragt, erhalten und niedergeschrieben hat. Ihm ist aber am wenigsten zuzutrauen, dass er Französisch gesprochen hat, dass er französisch gesprochene Worte phonetisch richtig geschrieben hätte.
Welche Sprache aber spricht man, wenn man einen französischen Vater hat, in den Niederlanden aufgewachsen ist, zwei Jahre in englischer Gefangenschaft war und seit 2 Jahren in Deutschland lebt ?
Langer Rede kurzer Sinn, der Küster hat J.M.F. sicherlich nur schlecht verstanden und aus diesem Grund sowohl den Familiennamen wie auch den Ort falsch geschrieben :
o Aus eigener, lebenslanger Erfahrung weiß ich, wie problematisch unser Familienname sein kann. Den Namen deutsch auszusprechen führt beim Zuhörer unweigerlich und unabänderlich zu einem „V“ am Wortanfang. Den Namen anschließend zu Korrekturzwecken zu buchstabieren, nützt wenig, da der Gegenüber durch das Gehörte quasi blockiert ist. Den Namen Fauvel andrerseits französisch auszusprechen birgt die Gefahr, für arrogant gehalten zu werden.
o Nehmen wir einmal an, J.M.F. hätte seinen Geburtsort anlässlich der Hochzeit so ausgesprochen, wie dies jeder tun würde, nämlich in der ursprünglichen, also vermutlich französischen Form. Der Küster hätte ihn nicht verstanden (wie 99.9 % der heutigen Pfarrer, Standesbeamten oder gemeinen Mitmenschen).
- Also hätte er buchstabiert, naturgemäß französisch, also z.B. „el-a-asch-a-igrek-e“. Was hätte der Küster wohl geschrieben ? Hätte er in dieser Situation tatsächlich „La Haye“ geschrieben ? In jedem Fall hätte er in seinem Schreibstil gestockt.
- Oder er bzw. seine Zukünftige hätten den Ortsnamen eigenhändig geschrieben; auch dann wäre - wie zu beobachten - ein Bruch im Schreibstil entstanden.
-
Ein solcher Bruch im Schreibstil aber ist
in der
vermeintlich ursprünglichen Version der Hochzeitsurkunde
unübersehbar. Bemerkenswerterweise
unterscheidet sich aber die Schreibweise des Ortsnamens in Original und
Abschrift nur marginal. Kann daraus geschlossen werden, dass
dieser Ort
dem Abschreiber geläufig war ?
Falls ja, dann kann es sich nicht um irgendeinen exotischen, sondern
nur um
einen allseits bekannten Ort gehandelt haben !!!
o
Welcher Franzose oder Niederländer
hieß schon Johann
Matthias oder Peter ? Die Vornamen hat der Küster also aller
Wahrscheinlichkeit nach oberflächlich
„übersetzt“, z.B. Baptist als Matthias
und analog Pierre als Peter.
Denkbar wäre sogar, dass er auch die Normandie als Niederlande
interpretierte;
denn der Begriff Normandie war ihm vielleicht fremd, von den
Niederlanden aber
hatte er schon gehört.
· Verbleibt die Frage, warum J.M.F. die Eintragungen nicht korrigiert bzw. für deren Korrektur gesorgt hat. Diese Frage beantwortet sich jedoch von selbst, wenn man bedenkt, dass der 1-te Januar als Hochzeitstermin außerordentlich ungewöhnlich ist. In ländlichen Gegenden in Bayern war es ebenfalls unüblich, im Winter zu heiraten, schon gar nicht im November, dem Totenmonat, aber auch nicht im Dezember, in dem Tanzverbot herrschte. Ähnliche Verhältnisse könnten seinerzeit auch in Osterode vorgeherrscht haben.
o Wenn also doch an diesem Tag geheiratet wurde, dann muss dies einen ganz speziellen, zwingenden Grund gehabt haben. Und die einzige Erklärung scheint darin zu liegen, dass die beiden schon längst hätten heiraten wollen (bzw. sollen), wegen der Anwesenheit der französischen Truppen aber nicht konnten und deshalb den frühestmöglichen Termin nach deren Abmarsch wählten – bevor diese eventuell zurückkommen. Am 1-ten Januar aber würden sie bestimmt nicht zurückkommen.
o Und deshalb legten die beiden, insbesondere J.M.F. keinen großen Wert auf die Richtigkeit der Eintragungen. Darauf kam es ihm nun wirklich nicht an !
o Im übrigen muss die Frage gestellt werden, ob es in einer derartigen Situation überhaupt zweckmäßig ist, genaue Angaben hinsichtlich seiner Herkunft zu machen. In diesem Fall würde man irgendwelchen feindlich gesinnten Zeitgenossen doch nur ermöglichen, den Weg zurückzuverfolgen und gegebenenfalls den Flüchtling bzw. die zurückgebliebene Familie unter Druck zu setzen.
· Weiterhin muss die Interpretation, dass Peter F. zum Zeitpunkt der Hochzeit bereits verstorben war, nicht zutreffen.
Wusste J.M.F. nach jahrelanger Abwesenheit von seiner (Wahl-)Heimat überhaupt Bescheid über den Verbleib seiner Familie – oder wollte er vorsichtshalber jedwede etwaige Rückverfolgung vermeiden ?
· Schließlich ist nicht gesagt, ob Peter F. „nur“ Mühlenmeister oder aber Besitzer einer Mühle war.
o Im ersten Fall hätte es sich also um eine Saisonarbeit gehandelt. Und derartige Tätigkeiten waren der Sesshaftigkeit nicht förderlich, im Gegenteil beinhalteten jährliche Wanderschaft. Auf alle Fälle war eine derartige Tätigkeit nicht gerade geeignet, um irgendwo oder irgendwie registriert zu werden.
o Im zweiten Fall wäre es erstaunlich, wenn keine weiteren Kinder entstanden wären. In der Hochzeitsurkunde ist aber nur gesagt, dass er der einzige eheliche Sohn war. Diese Aussage schließt jedoch nicht aus, dass er weibliche Geschwister hatte. Sind diese Geschwister vielleicht in den Aufzeichnungen der Wallonischen Bibliothek bereits genannt ?
Damit genug der
Spekulationen – oder auf ein Neues. Im Prinzip sollten wir
jedoch den
Überlieferungen und Aufzeichnungen Glauben schenken. Den Ort
können wir
zwar nicht auf Anhieb identifizieren, in diesem Zusammenhang gibt es
vielleicht
wirklich Gründe für ein Missverständnis oder
fehlerhaftes Schreiben. Bei
der Angabe der Niederlande gibt es aber kaum Ansatzpunkte für
etwaige
Zweifel. Womöglich sind Zweifel umso weniger angebracht, als
wir ja
eindeutige Beweise für die Existenz von Fauvels in den
Niederlanden besitzen,
noch dazu in einem sehr begrenzten Gebiet – was angesichts der
vielen
wallonischen Kirchengemeinden doch bemerkenswert erscheint. Sehen
wir
vielleicht den Wald vor lauter Bäumen nicht ?
Langer Rede kurzer Sinn, eine genauere Analyse der niederländischen Fauvels scheint überfällig. Offenkundig sind einige der registrierten Fauvels verwandt, andere scheinen auf den ersten Blick völlig unabhängig von diesen zu sein. Folgende Fauvels sind offensichtlich eindeutig zuzuordnen :
· Pieter (geboren in Frankreich) heiratet Martha Neveu (ebenfalls in Frankreich geboren); beide haben eine Tochter Anna, die einen Daniel Johannes Langewegh heiratet und mit diesem 4 Kinder hat; in einem Fall, bei Pieter, sind die Großeltern Taufpate.
· Maria heiratet Antoine Sauveplane; beide haben 7 Kinder; als Taufpaten fungierten Jacques F. und Frau, Suzanne F., Pierre, Anne und Marie F. sowie Martha Neveu.
· Maria heiratet Hermanus Seuntjes und hat mit diesem eine Tochter.
· Jacobus heiratet Maria Reuys (Ruijs); beide haben einen Sohn Pieter.
· Pieter heiratet Maria de la Roche.
· Petronella F. heiratet Pieter Rosendaal und hat drei Kinder aus dieser Ehe.
· Louis F. heiratet Mar(r)ia Morrée; aus dieser Ehe gehen drei Kinder hervor, von welchen aber zwei im selben Jahr, nämlich 1813 sterben.
Keine unmittelbare verwandtschaftlichen Beziehung scheinen die folgenden Fauvels aufzuweisen :
· Jacques F., geboren in Frankreich, offensichtlich aber zusammen mit seiner Frau Taufpate eines Saufplane-Kindes im Jahr 1716.
· Marianne F., 1698 (just in dem Jahr, als Pieter seine Martha geheiratet hat) in die Wallonische Kirche eingetreten, aber bereits in den Niederlanden, also vor 1698 geboren.
· Anne Marie F., 1726 das Beerdigungsrecht in La Haye erworben, also nicht notwendigerweise zu diesem Zeitpunkt gestorben.
· Gertruij Elisabeth F., 1726 gestorben.
· Johanne Baptiste F, dessen Kind 1802 getauft wurde und
· Suzanne F., die zweimal, 1710 und 1726 als Taufpatin von Sauveplane-Kindern in Erscheinung tritt.
Aufgrund der Wiederkehr der Vornahmen und der
Taufpaten,
aufgrund des Auftretens an einem und nur einem Ort liegt die Vermutung
nahe,
dass es sich hierbei um Mitglieder ein und derselben Familie handelt.
Außerdem ist anzunehmen, dass es Jacques und
Pieter waren,
die um bzw. vor 1682 aus Frankreich, konkret aus Lyons, in die
Niederlande
einwanderten.
Um eine konkrete verwandtschaftliche Beziehung zu entwickeln, müssen jedoch dreierlei Aspekte in Betracht gezogen werden :
· Erstgeborene Söhne wurden auch zur damaligen Zeit üblicherweise nach dem Vater benannt.
· Taufpaten waren üblicherweise nahe Verwandte sprich erwachsene Geschwister, Tanten und Onkel, etc.
· Geheiratet wurde oftmals mehrfach, um die Kinder aus der jeweils ersten Ehe zu versorgen bzw. um noch zu einem Stammhalter zu kommen; aus der zweiten Ehe resultierten dann im Fall einer Witwe keine oder wenige, im Fall eines Witwers oftmals wiederum mehrere Kinder.
Betrachtet man nun die Eintragungen in der Wallonischen Bibliothek unter diesen Gesichtspunkten genauer, so drängen sich die folgende Schlussfolgerungen bzw. Hypothesen auf :
· Jacques tritt 1682 in die wallonische Kirche ein. Er war zumindest 1716 anlässlich der Taufe eines Sauveplane-Kindes verheiratet.
· Suzanne müsste die Ehefrau von Jacques gewesen sein; sie wäre demzufolge nach 1726 (Taufe von Pierre Sauveplane) gestorben. Die Hochzeit müsste vor 1682 stattgefunden haben, um zu erklären, dass keine diesbezügliche Eintragung vorliegt. Beide haben offiziell keine Kinder.
· Pieter ist der Bruder von Jacques. Er heiratet 1698 Martha Ne(p)veu, die ebenfalls noch in Frankreich geboren ist.
·
Jacobus ist entweder mit Jacques identisch,
der im Jahr
1737 nach dem hypothetischen Tod von Suzanne ein zweites Mal,
nämlich Maria
Reuys geheiratet hat. Er könnte dann aber wohl kaum 1807 der
Taufpate
einer Louis-Tochter gewesen sein.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass er ein Sohn von Jacques und Suzanne
und vor
1682 geboren ist
Er könnte aber auch einer hypothetischen ersten Ehe von Jacques
entstammen, die
vor 1682 geschlossen wurde; diese erste Ehefrau könnte
naheliegenderweise
ebenfalls Französin gewesen sein, müsste allerdings vor 1710
(Taufe von Antonie
Sauveplane) gestorben sein.
Alternativ könnte er auch ein Sohn von Pieter aus einer ebenfalls
hypothetischen ersten Ehe sein, müsste demzufolge also vor 1698
geboren
sein.
· Jacobus heiratet jedenfalls 1737 Maria Reuys; beide haben einen Sohn Pieter, der allerdings erst 1744 getauft wird.
· Vermutlich ist es derselbe Pieter, der 1754 Maria de la Roche heiratet; hierzu müsste er aber erheblich vor 1744, vermutlich also um 1737 (Hochzeit der Eltern) geboren sein. Beide haben vermutlich die zwei Töchter, Wilhelmina und Petronella.
· Um nun eine Verbindung zu Johanne Baptiste F. herzustellen, ist zu postulieren, dass Pieter nach einem hypothetischen Tod von Maria de la Roche ein zweites Mal heiratet; dieser Ehe müsste dann Johanne Baptiste F. entstammen, der mit unserem Johann Matthias F. identisch wäre, wenn die vorangegangenen Überlegungen nicht völlig falsch sein sollten. Auf alle Fälle ist es leicht denkbar, dass Pieter 1806 zum Zeitpunkt der Hochzeit des J.M.F. nicht mehr lebte.
· Gertruij (oder Gertrud Elizabeth) ist entweder eine Schwester von Johanne Baptiste oder eben die zweite Frau von Pieter, also die Mutter Johanne Baptiste’s; sie stirbt 1799.
· Johann Matthias F. wird 1802 (zum ersten Mal) Vater. Falls er also mit unserem J.M.F. identische sein sollte, hätte er bereits Familie gehabt, bevor er nach Osterode gekommen ist, hätte also hinreichenden Grund gehabt, zeitweise in seine Heimat zurückzukehren oder sogar dort zu bleiben, insbesondere, wenn z.B. durch Todesfälle in der Verwandtschaft wirtschaftliche Not entstanden sein sollte.
·
Louis, geboren 1787, ist vermutlich
ebenfalls ein Sohn
von Pieter, eventuell aber aus einer weiteren, dritten Beziehung, die
vielleicht erst später legalisiert wurde.
Dass Johann Matthias anlässlich seiner Hochzeit offenbar vom Tod
seines Vaters,
nicht aber von der Existenz eines ehelichen Bruders wusste könnte
auch dadurch
erklärt werden, dass er sein Elternhaus bereits vor 1787 verlassen
hat –
vielleicht gerade wegen der Entwicklungen in seinem Elternhaus.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass in der Hochzeitsurkunde
ja vom
„einzigen nachgelassenen ehelichen Sohn“ die Rede ist, was
weitere,
nicht-eheliche Söhne nicht ausschließt.
· Die weiteren Familienmitglieder lassen sich folgendermaßen zuordnen :
o
Marianne müsste mit Anne Marie
identisch sein; sie müsste
eine Schwester von Jacques und Pieter sein, die vor bzw. um 1682
(Eintritt von
Jacques in die Wallonische Kirche) in den Niederlanden geboren wurde
und 1698
anlässlich der Hochzeit ihres Bruders Pieter ihrerseits in die
Wallonische
Kirche eingetreten ist.
Alternativ könnte sie auch die Ehefrau von Jacques gewesen sein,
die aus
welchen Gründen auch immer später Suzanne genannt
wurde. In diesem
Zusammenhang ist erwähnenswert, dass der Name Suzanne in der Bibel
eine
spezielle Bedeutung besitzt und oftmals als Synonym für Maria
verwendet
wird.
o Vermutlich war Marianne aber auch identisch mit Maria, die 1707 Antonie Sauveplane heiratet; nach dessen hypothetischen Tod heiratet sie ein zweites Mal, nämlich Hermanus Seuntjes.
Zusammenfassend sind meines Erachtens nach alle diese niederländischen Fauvels aus La Haye miteinander verwandt. Meiner Interpretation nach ergibt sich folgendes Bild :
· Jacques, Pieter und Marianne waren Geschwister. Jacques und Pieter sind noch in Frankreich, Marianne bereits in den Niederlanden geboren.
· Jacques heiratet (Elsie Lagermann ?) und hat einen Sohn Jacobus aus dieser Ehe. Bei Suzanne F. handelt es sich um seine zweite Ehefrau; beide haben keine Kinder.
· Pieter heiratet in erster Ehe Martha Neveu; Anna ist deren einziges Kind. Aus einer zweiten Ehe Pieter’s (mit Gertruij ?) geht Johanne Baptiste hervor. Louis ist ebenfalls ein Sohn von Pieter, aber aus einer vermuteten dritten Beziehung.
· Marianne ist identisch mit Anne Marie und überdies identisch mit Maria, die zweimal heiratet, zunächst Anthonie Sauveplane, dann Hermanus Seuntjes.
Demzufolge würden unsere Vorfahren aus Lyon
stammen.
Zugegebenermaßen, viele ziemlich willkürliche Annahmen und Hypothesen. Zu denken sollte allerdings der Umstand geben, dass im Jahr 1813 zwei der Louis-Kinder gestorben sind, was auf ein epidemisches Ereignis in La Haye hindeutet, dem dann vermutlich mehr Menschen, auch Familienmitglieder zum Opfer gefallen wären.
Wenn aber in den Jahren 1813/1814 kriegs- oder
krankheitsbedingt Fauvels in den Niederlanden zu Tode gekommen
wären, dann wäre
eine Rückkehr unseres J.M.F. zur Unterstützung der heimischen
Familie
nachzuvollziehen, dann läge eine plausible Erklärung für
seine scheinbare
Abwesenheit in Osterode vor, dann läge sogar die Vermutung nahe,
dass er nach
dem Tod seiner, vermutlich zweiten Frau J.S.B. mehr oder weniger
freiwillig in
die Niederlande zurückgekehrt ist und seinen Lebensabend im Kreis
seiner
ursprünglichen Verwandtschaft verbrachte, letztlich dort auch
gestorben ist.
Klärung verspräche eine Recherche in den Niederlanden hinsichtlich des Todes eines Johanne Baptiste um 1850 wie des Ablebens all der Fauvel-Frauen wie Suzanne, Martha Neveu, Maria de la Roche, etc.
Ebenso hilfreich wäre die Kenntnis des Berufs von Pieter, dem vermeintlichen Vater des Johanne Baptiste. Wäre er Müller gewesen, dann ...
Zusammenfassend ist leider festzuhalten, dass wir
viele
Hypothesen konstruieren können, dass wir aber nach wie vor keinen
Beweise für
eine Abstammung von diesem Fauvel-Clan besitzen.
Das einzige Indiz hierfür besteht in der Wahl der Vornahmen der
damaligen und
der späterer Fauvels. Die Vornahmen Louis, Marie, Anna
Marie, Gertrud und
Martha deuten auf einen solchen Zusammenhang hin.
Die Schreibweise
„Fauvel“ war und ist mit großer Wahrscheinlichkeit
richtig, da sich
· Johann Matthias bereits bei der Geburt seines ersten Kindes auf diese Weise schreibt
· in den Archiven des Family History Centers keine andere, ähnliche Schreibweise findet
· auch in den heutigen Telephonbüchern von Deutschland, Belgien und Frankreich keine anderen Varianten finden
Erklärt man sich diesen damaligen Schreibfehler aus der mangelnden Bildung des Küsters, dann liegt auch ein Hör- bzw. Schreibfehler bei dem Ort „Larsive“ nahe. Es verwundert also nicht, dass dieser Ort bislang nicht gefunden werden konnte. Unter Berücksichtigung phonetischer Aspekte sowie der sonstigen Informationen gemäß der Hochzeitsurkunde bzw. der Familienüberlieferung ist alternativ auch „La Haye“ denkbar oder sogar naheliegend, da es der einzige Ort in den Niederlanden ist, in dem nachgewiesenermaßen Fauvels zur fraglichen Zeit lebten.
In La Haye sind zwei Personen registriert, die zeitlich auf unseren Peter und Johann Matthias passen könnten.
· Johann Matthias wäre demzufolge mit Johanne Baptiste identisch, dessen Vater nur der Pieter F. gewesen sein kann, der in einer vorangegangenen, ersten Ehe mit Marie De la Roche verheiratet war.
· Dieser Pieter F. wiederum war der Sohn von Jacobus F. und Maria Reuys.
· Jacobus F. wiederum könnte einer ersten Ehe von Jacques entstammen
Diesen Unterlagen zufolge wäre J.M.F. überdies bereits Vater gewesen, bevor er nach Osterode gekommen war. Somit wäre sein zeitweises „Untertauchen“ sowie das Fehlen jedweder Information in Deutschland über seinen Tod durch eine Rückkehr zur ursprünglichen Familie, letztlich durch seinen Tod in den Niederlanden zu erklären.
In jedem Fall wären derartige, für
nachfolgende Generationen
mangels geschichtlicher Hintergrundkenntnisse etwas verworren
erscheinenden
Verhältnisse genug Grund, um diese Zusammenhänge nicht zu
überliefern oder gar
zu verschweigen.
Weiterhin, wenn der J.M.F. Seefahrer war, dann liegt es auch nahe, dass er in Geschäften (Transport von Kriegsgütern oder Menschen) zwischen Frankreich und England unterwegs war, die den Engländern ein Dorn im Auge waren. Eine Festnahme wegen „Schmuggels“ wäre nicht überraschend.
Infolgedessen wäre es naheliegend, dass J.M.F. im Zuge seiner Freilassung aus englischer Haft von Engländern zum Militärdienst gezwungen wurde, dass er später – nach seiner Desertation – zufällig oder gezielt nach Osterode gekommen ist. Dort, auf der Freiheit, bei den Bernacks, die vermutlich auch aus den Niederlanden stammten, hat er zunächst Arbeit und Unterkunft, später die Zuneigung der J.S.B. gefunden.
Als dann Franzosen Osterode besetzten, insbesondere falls tatsächlich französische Soldaten bei den Bernacks einquartiert wurden, musste er sich - für einen Waldarbeiter naheliegenderweise im Wald - verstecken, musste sich von der Kleinen versorgen lassen, wollte er verhindern, entdeckt und eventuell eingesperrt zu werden und womöglich auf der anderen Seite Soldat spielen zu müssen. Dass sich die beiden im Verlauf von zwei Jahren näher kamen, ist leicht vorstellbar. Dass diese Beziehung bekannt wurde, dass eine Legalisierung erwünscht, aber während der französischen Besatzung nicht möglich war, ist ebenfalls nachvollziehbar. Dass die beiden dann sobald als möglich d.h. prompt nach dem Abmarsch der Franzosen heirateten, stellt dann lediglich eine logische Konsequenz dar.
Nur so ergibt die Hochzeit an einem 1. Januar
einen Sinn !
Ohne jemand beleidigen zu wollen, aber dies sind die mir bekannten, erwähnenswerten Träger des Namens Fauvel :
·
Griechischer Konsul namens Louis Francois Sébastien Fauvel,
gemalt von Jules Dupré (1811- 1889)
· Marie Louise Fauvel, seit dem 3.11.1685/1691 Ehefrau von Jean Léger de la Grange, dem Initiator/Gründer des St. Leger (englisch ausgesprochen), eines mittlerweile klassischen Pferderennens
· N.N. Fauvel, vermutlich Archäologe, der 1787 einen Bericht über den Zeus-Tempel zu Olympia verfasst hat
· Carl Hermann Fauvel, geb. 7.10.1804 in Moorburg, gest. 1.8.1876 in Vechta, Buchdrucker und Verleger in Vechta, insbesondere Gründer der Oldenburgischen Zeitung,
· Albert Fauvel, französischer oder belgischer Biologe, der eine spezielle Art von Insekten (Kurzflügler der Gattung Erichsonius) näher beschrieben hat
· Albert Auguste Fauvel, geb. 7.9.1851 in Cherbourg, gest. 3.9.1909, vermutlich auch Biologe, der 1879 einen bis dato unbekannten Alligator-Typ in China entdeckt und beschrieben hat
· Charles Fauvel, 1904 - 1979, Erfinder und Konstrukteur von „Nurflügelflugzeugen“
· Dr. John Fauvel (1957 – 2001), Sohn von Geoffrey Charles de Vermandois Fauvel, Mathematiker und Spezialist für die Möbius-Schleife
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Mittlerweile sind überarbeitete und vervollständigte Versionen von Flussdiagramm und Chronik verfügbar (Flow-Chart, Chronik, beide als PDF-Datei, Stand 2008)
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