Über die Hugenotten

(Dr. Schärfe,4. Ergänzung Juni 1984)

 

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Als „Hugenotten“ (Eidgenossen) bezeichneten sich ab Mitte des 16. Jahrhunderts in Frankreich die Menschen, die in schließlich sehr großer Zahl zum kalvinistischen Protestantismus übergetreten waren und alsbald Gemeinden gegründet hatten.  Sehr früh traten auch Familien des hohen Adels, u.a. das Haus Bourbon, ihnen bei.  Nach 2 Jahren Kampf erreichten sie mit Hilfe der ihnen freundlich gesinnten Regentin Katharina v. Medici, durch das Edikt von Saint-Germain-en-Laye (1562), eine allerdings stark eingeschränkte Duldung ihres Glaubens.

Der grausame Bruch dieses Edikts durch den Herzog von Guise veranlasste die Hugenotten zur Gegenwehr in insgesamt 8 blutigen, mit wechselndem Erfolg geführten sogenannten "Hugenottenkriegen" (1562 -1598).  Sie hatten 1576 endlich fast gleiche Rechte wie die katholische Kirche erreicht.

Die sich neu bildende, vom Papst unterstützte heilige Liga veranlasste aber 1585 den schwankenden König Heinrich III., im Edikt von Nemours alle Rechte der Hugenotten wieder aufzuheben, ihre Gottesdienste zu verbieten und sie zur Rückkehr zum Katholizismus oder zur Emigration aufzufordern.  Sein Nachfolger Heinrich IV., selbst ehemaliger Hugenotte und nur aus Staatsräson wieder konvertiert, ordnete 1598 im Edikt von Nantes ihre Stellung im Staate neu und machte sie zu gleichberechtigten Staatsangehörigen, die auch höchste Regierungsämter ausüben durften.  Wegen ihrer hohen ethischen und moralischen Ansprüche leisteten sie hier vielfach vorzügliches, boten aber Skrupellosigkeiten und Grausamkeiten kritischen Widerstand.

So sorgte Richelieu, den ihre Macht für den von ihm betriebenen Aufstieg Frankreichs zur europäischen Großmacht behinderte, dafür, dass sie ihre politische Stellung verloren.  Im "Gnadenedikt" von Nîmes (1629) wurden ihnen alle politischen Sonderrechte genommen, ihre Sicherheitsplätze in offene Städte umgewandelt, ihnen aber ihre religiösen Freiheiten gelassen.

Ludwig XIV. beschränkte ihre Freiheiten und Rechte weiter und erließ schließlich 1685 das Revokationsedikt von Fontainebleau.  Dieses bestätigte die seit 1661 praktizierten Bedrückungen z.B. durch Dragonaden, d.h. Zwangseinquartierungen von, sich auf Befehl besonders rüde benehmender Truppen.  Es verbot das reformierte Bekenntnis, verwies reformierte Geistliche des Landes, bedrohte aber die Auswanderung von Laien mit schweren Strafen.  Trotzdem flohen Hunderttausende, nach Großbritannien, in die Niederlande und in die kalvinistischen Territorien des Reiches.